Unfall

U-Bahn mit Schleudersitz

Ruhr Nachrichten vom 7.1.2021

Dumm gelaufen…

Ein Jahr ist es her, dass die U-Bahn eine Vollbremsung* machte und ich mit samt meines Rollstuhls in der Bahn umgekippt bin. Seitdem hat sich nichts geändert. Versteht mich nicht falsch, für mich schon. Ich erlitt einen Schulterbruch, schlug mir ordentlich den Kopf an und brach mir einen Wirbel. War ich vor diesem Unfall trotz meines Rollstuhls noch weitgehend unabhängig, so bin ich jetzt ständig auf Hilfe angewiesen. Doch bei der Stadtbahn hat sich nichts geändert. Die Wagen haben weiterhin keine rollstuhlgerechten Plätze. 

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Damit ich mich wenigstens festhalten kann stelle ich mich für gewöhnlich schräg vor den Sitz, der für Menschen mit Einschränkungen vorgesehen ist. Bei einer Vollbremsung hat man allerdings keine Chance. Das wiederum habe ich gelernt. Dabei wäre eine Lösung so einfach. Es wäre ein Leichtes und mit geringem Kostenaufwand möglich, Gurte an einigen Sitzen anzubringen, mit denen man den Rollstuhl einhaken könnte. Quasi Spanngurte zur Sicherung. 

Neue U-Bahn mit extra Platz für Rollis

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Der U-Bahnsitz an dem mit einem selbstmitgebrachten Gurt der Rolli festgemacht wird.

Jetzt könnte man ja sagen, die U-Bahnen der Linie U41 sind alles ältere Modelle, in den neuen Bahnen ist alles besser. Tatsächlich, in den neuen Bahnen ist mehr Platz und es gibt extra einen Platz für Rollstühle. Sogar mit Haltewunschknopf für Rollstuhlfahrer. Blöd ist jedoch, dass weit und breit kein Griff zum Festhalten ist –sonstige Sicherungen Fehlanzeige.

Selbst ist die Frau! Wie man so schön sagt. In diesem Sinne bringe ich meinen eigenen Gurt mit und lasse den Rolli von meiner Hilfe am Sitz festmachen. Da trifft es sich gut, dass ich nun ständig eine Hilfe bei mir haben muss…

*Übrigens, der Fahrer des Pkws, der die Vollbremsung ausgelöst hat, beging Fahrerflucht. Er konnte nicht ermittelt werden. Die Ermittlungen wurden von der Staatsanwaltschaft eingestellt. 

Corona sei Dank

Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ich finde weder das Tragen von Masken besonders prickelnd, noch das ständige Desinfizieren der Hände. Die übrigens Tillys Spülhände schon alle Ehre machen. Das Augenmerk liegt vielmehr auf Social Distance. Die soziale Distanz in Zeiten von Corona macht es möglich. So ist ein Mindestabstand von 1,50 Meter einzuhalten.

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Seit Corona fühlt sich jeder willkommen

Endlich habe ich Platz. Ich kann einen Tisch, den ich mir ausgesucht habe, ansteuern, er muss noch nicht einmal in der ersten Reihe stehen, kann ein wenig rangieren und schwuppdiwupp habe ich am Tisch eingeparkt. Vor Corona war die Auswahl der Plätze dagegen aufgrund der Enge der Tische für Rollstuhlfahrerinnen zumeist ziemlich eingeschränkt. Und nicht immer ist das Personal so aufmerksam wie im Aachener Bistro Leni liebt Kaffee. Hier helfen sie, die Stühle zu verschieben, die Tische zu rücken bis alles perfekt ist und man mit dem Rollstuhl bestens daran Platz nehmen kann.

Isabella – Glutenfreie Pâtisserie in Aachen

Es ist schon verständlich, wenn nicht alle Gastronomen geneigt sind, das Mobiliar mit Enthusiasmus zu verschieben, sobald ein Rollstuhlfahrer auftaucht. Bedeutet ein einzelner Rollstuhl im Lokal in der Regel lediglich Umstände, so stelle man sich zwei oder gar drei Rollstuhlfahrer in einer überschaubaren Lokalität vor. Da würden sich mir als Gastwirtin die Haare zu Berge stellen. Denn der Mindestabstand von 1,50 Meter schnellt auf 1,80 Meter mal 1,80 Meter benötigter Fläche in die Höhe, wenn sich zwei Rollstuhlfahrer begegnen.

Ich gehe übrigens mal ganz wertneutral davon aus, dass der Anblick von Menschen im Rollstuhl heutzutage nicht mehr als Beleidigung des Auges gesehen wird. Trotzdem, die Nutzung der Räumlichkeiten würde enorm eingeschränkt, nehme man die 1,80 Meter als Regelfall. Zum Glück sind Rollstuhlfahrerinnen noch nicht die Regel. Und so muss ich mich auch nicht in die Ecke abschieben lassen, oder derartig flott aus dem Weg räumen lassen, als sei es ein Trick von Siegfried und Roy. Wenn ich mir das bei meinem nächsten Cafébesuch vor Augen halte, werde ich bestimmt auch etwas nachsichtiger, falls man mir nicht gleich beim Reinkommen mit Überschwang begegnet.

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Übrigens, ich liebe den Sommer. Denn draußen auf den Terrasssen, meistens mit ebenerdigen Zugang, fällt ein Rollstuhl mehr oder weniger nicht auf…